Geiselnehmer am Hamburger Flughafen stellt sich
Ein bewaffneter Vater, der seine vierjährige Tochter als Geisel genommen und damit einen Flugstopp am Hamburger Flughafen erzwungen hatte, hat sich am Sonntag nach stundenlangen Verhandlungen "ohne Widerstand" gestellt, teilte die deutsche Polizei mit.
Der 35-jährige Türke hatte sich am Samstagabend mit dem Kind in seinem Auto am Fuß einer Maschine der Turkish Airlines verbarrikadiert und verlangt, nach einem Sorgerechtsstreit mit der Mutter an Bord gelassen zu werden.
Er habe sein Auto durch den Sicherheitsbereich auf das Vorfeld gerammt, auf dem Flugzeuge geparkt seien, habe dabei zwei Schüsse in die Luft abgefeuert und zwei brennende Flaschen aus dem Fahrzeug geworfen, teilte die Polizei mit.
"Die Geiselnahme ist beendet", postete die örtliche Polizei am Sonntag auf X, ehemals Twitter.
"Der Mann hat sein Auto mit seiner Tochter verlassen und wurde ohne Widerstand von Sicherheitskräften zum Verhör gebracht", hieß es und fügte hinzu, das Kind "scheint bei guter Gesundheit" zu sein.
Die Polizei hatte Psychologen und Verhandlungsteams sowie Schnelleinsatzkräfte zum norddeutschen Flughafen gebracht.
Die Behörden gaben an, dass hinter dem Vorfall ein Streit um das Sorgerecht für das Kind stecke. Die Frau des Fahrers habe einen Notruf abgesetzt, um die Polizei auf die Entführung ihres Kindes aufmerksam zu machen.
Nach Angaben der Polizei litt der Mann unter psychischen Problemen und entführte die Tochter am Samstag im Haus der Mutter im nahegelegenen Stade, bevor er zum Hamburger Flughafen fuhr.
Sie beschrieben langwierige Verhandlungen, die auf Türkisch stattgefunden hatten, und gaben bekannt, dass der Vater vermutlich "im Besitz einer geladenen Waffe und möglicherweise Sprengstoff" sei.
Der Mann hatte zunächst gefordert, mit seiner Tochter in die Türkei fliegen zu dürfen.
Während der Verhandlungen sagte die Polizei, dass es dem Mädchen offenbar körperlich gut gehe, wollte sich jedoch nicht zu ihrem psychischen Zustand äußern.
Gegen den Vater wurde bereits ermittelt, nachdem er im März 2022 seine Tochter entführt und in die Türkei verschleppt hatte. Nach Angaben der Polizei wurde sie dort von der Mutter geborgen.
Passagiere an Bord des Flugzeugs der Turkish Airlines und der Rest des Flughafens wurden sicher evakuiert.
"Es ist ärgerlich. Wichtig ist, dass uns nichts passiert ist", sagte Passagier Roland Kaminski dem deutschen Fernsehen.
"Die Hotels sind alle ausgebucht. Jetzt sollen wir hier irgendwie Betten finden."
Der Flugverkehr blieb bis zum späten Sonntagnachmittag eingestellt, wovon Dutzende Flüge und Tausende Passagiere betroffen waren.
Am Samstagabend wurden 17 Flüge, die in Hamburg landen sollten, umgeleitet.
Der Vorfall wirft weitere Fragen zur Sicherheit des Flughafens auf, da der Mann mit Leichtigkeit auf das Rollfeld gelangte.
Im Juli blockierten Umweltaktivisten, die gegen die Luftverschmutzung durch Flugzeuge protestierten, mehrere Stunden lang den Verkehr am Flughafen, nachdem sie mit Fahrrädern in den Flughafen gestürmt waren.
"Wie ist es möglich, dass ein Vater in seinem Audi einfach eine Absperrung durchpflügt und Zugang zu einer Hochsicherheitszone erhält?", schrieb Heinrich Grosbongardt, ein bekannter Flugverkehrsexperte in Deutschland, im Magazin "Der Spiegel".
Heiko Teggatz, Vertreter der Deutschen Polizeigewerkschaft, sagte, es sei "schwer zu verstehen", dass Betonblöcke zum Schutz von Weihnachtsmärkten eingesetzt würden, während Flughäfen "auf dilettantische Weise sicher gemacht" würden.
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